79 Jahre Reichspogromnacht – Gedenkveranstaltung in Wedel

7. November 2011

Am 9. November jährt sich zum 73. Mal der Tag der Reichspogromnacht gegen die jüdische Bevölkerung Deutschlands. Überall im Land wurden Synagogen in Brand gesetzt, Wohnungen jüdischer Einwohner überfallen, Geschäfte jüdischer Eigentümer zerstört, Menschen jüdischer Abstammung verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Wegen der vielen Scherben von eingeschlagenen Fensterscheiben jüdischer Einrichtungen nannte man die Nacht vom 9. zum 10. November 1938 verharmlosend ironisch „Reichskristallnacht“.
Das Pogrom, das nach außen als spontaner Akt der deutschen Bevölkerung als Vergeltung für ein Attentat eines Juden auf den deutschen Gesandten in Paris erscheinen sollte, wurde in Wahrheit von langer Hand vorbereitet. Bereits 1933, kurz nach der Machtübertragung an die Nazis wurden Geschäfte von Juden – so auch in der Wedeler Bahnhofstraße – mit antisemitischen Parolen beschmiert und der Zugang zu den Läden von SA-Leuten blockiert. In der Folge waren jüdische Menschen staatlich organisierten ständigen Demütigungen und Misshandlungen ausgesetzt. Sie wurden aus öffentlichen Ämtern, Schulen und Universitäten entlassen.
Wedel hatte nur wenige Juden. Bekannt sind die Bewohner der Villa Sternberg im Schulauer Moorweg, die zu einem nicht bekannten Termin Wedel verlassen haben und die Textil-Einzelhändlerin Jetta Husmann , die nach ihrer Aufforderung zur Deportation den Freitod einer Vernichtung im KZ vorzog.
Im September 1944 kamen 500 jüdische Frauen und Mädchen nach Wedel, die in ein Außenlager des KZ Neuengamme in der Rissener Straße gebracht wurden, um in Wedel und Umgebung Panzergräben auszuheben und Befestigungsanlagen zu bauen. Der Leidensweg dieser Jüdinnen , von denen etliche auf ihren Transporten, die über Hamburg nach Bergen-Belsen führten , starben, ist vielfach dokumentiert.
Danach kamen männliche Häftlinge nach Wedel, wo sie ebenfalls so schwere Arbeit zu verrichten hatten, dass 26 von ihnen in Wedel den Tod fanden.
Die Opfernamen auf der Gedenktafel an der Stele in der Rissener Straße erinnern an die Männer, die in einer Racheaktion von SS und Wehrmacht im Oktober 1944 aus dem holländischen Ort Putten verschleppt wurden und hier in kurzer Zeit um Gesundheit und Leben gebracht wurden. Wir kennen inzwischen die Namen von 26 Toten, davon viele aus der damaligen Sowjetunion.
Um an das Leiden dieser Menschen und die Verbrechen des NS-Regimes zu erinnern, findet am

Mittwoch, den 9. November 2011,
um 17 Uhr am
KZ-Gedenkstein Rissener Straße(unterhalb des Lidl-Parkplatzes)

eine Gedenkkundgebung des „Arbeitskreises der Stadt Wedel gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit“, der Friedenswerkstatt und der „VVN-BdA – Gruppe Wedel“ und statt.

Dort wird Frau Pastorin Corinna Haas von der Christuskirchengemeinde eine Ansprache halten. Anschließend werden Blumen nieder gelegt.